Modelleisenbahnclub 01
Münchberger
Eisenbahnfreunde e.V.

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Die Bilder stammen von der Ausstellung zum 100-jährigen Streckenjubiläum unter maßgeblicher MEC 01 - Beteiligung.

Die Lokalbahn Münchberg - Helmbrechts

Die Lokalbahn von Münchberg nach Helmbrechts wurde nach dreijähriger Bauzeit (1885 - 1887) am 01.06.1887 feierlich eröffnet.

1. Planung und Entstehung

Dampflok D VII, auf der Ausstellung 100 Jahre Lokalbahn 1987 in Helmbrechts Als Münchberg Ende November 1848 an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn angeschlossen wurde, bemühte sich der Initiator einer Bahnlinie nach Helmbrechts, der ehemalige Bürgermeister und Fabrikant Heinrich Pöhlmann, ab 1863 für den Anschluss Helmbrechts an das Eisenbahnnetz. Am 14. Januar 1883 trafen sich alle an der Bahn interessierten Kreise auf einer Versammlung in Schauenstein. Am 15. Mai desselben Jahres begannen die Ingenieure mit der Terrainaufnahme. Die Bahn sollte über Hildbrandsgrün und Wüstenselbitz nach Helmbrechts geführt werden. Der Bau wurde mit 200 bis 207 Arbeitern durchgeführt. Anfang September 1883 schlug die Stadt Helmbrechts bei der Generaldirektion plötzlich vor, den Verlauf der Bahn zu ändern. Sie sollte zwischen Gottersdorf und Unfriedsdorf hindurch gehen und an der Geigersmühle vorbei direkt nach Helmbrechts führen. Von dort aus nach Wüstenselbitz, wobei Wüstenselbitz dann Endbahnhof werden sollte, und man dachte an eine spätere Verlängerung bis Grafengehaig oder Presseck nach.

2. Eröffnung und Betrieb

Am Samstag, 20. November 1886, war der große Tag für Helmbrechts gekommen. Der Probezug verließ Münchberg und strebte ohne Störungen der Stadt Helmbrechts zu. Am 01. Juni 1887 wurde die neue Bahnlinie endlich dem öffentlichen Verkehr übergeben. Am Vortag war die letzte Postkutsche in Münchberg eingetroffen und am Abend, als sie leer zurückfuhr, blies der Postillon das Wehmütige Lied ,,Muß i' denn zum Städtele hinaus".

3. Fortsetzung und Lückenschluss

Im Jahre 1904 erklärte Schauenstein sein lokales Interesse an der Anbindung an die Eisenbahn. Am 26. Juli 1912 genehmigte der Landtag einstimmig den Bahnbau. Im November des Jahres 1923 waren die Gleisanlagen fertiggestellt. Es waren dazu 10 gewölbte Steinbrücken mit einer Spannweite von 12 bis 18 m erforderlich. In der Ortschaft Weidesgrün wurde als Besonderheit der einzige oberfränkische Nebenbahntunnel mit 113 m Länge durch den Fels getrieben (In diesem Tunnel findet heute das Weidesgrüner Tunnelfest statt). Am 25. Februar 1924 erfolgte die technische Prüfung und am 29. Februar 1924 wurde die Strecke feierlich eröffnet. Die Lokomotive war mit folgendem Verslein geschmückt:

Die langersehnte Eisenbahn
fährt nun endlich doch heran.
Möcht' sie künftig flott verkehren
und guten Anschluss uns bescheren.

4. Die weitere Entwicklung

Nach Inbetriebnahme der Strecke Münchberg - Helmbrechts am 1. Juni 1887 verkehrten im ersten Fahrplanhalbjahr 3 Zugpaare. Doch schon im Jahr 1888 waren es 5 Zugpaare, davon eines nur an Sonn- u. Feiertagen. Zum Winterfahrplan 1922/23 wird der Haltepunkt Weissenbach (vor Helmbrechts) aufgelassen. Zu Beginn der 50er Jahre kündigt sich der Traktionswechsel langsam an: Triebwagen der BR VT 70/75 werden in Hof stationiert und kommen auch in Helmbrechts zum Einsatz. 1954 kam der große Fortschritt: Moderne Schienenomnibusse der Baureihe VT 95 kommen zum Einsatz.

1956 schlug für Unfriedsdorf die große Stunde. Die DB hatte die Einrichtung eines Haltepunktes genehmigt. Am 5. Februar 1956 wurde er feierlich eröffnet.

5. Das Ende der Oberen Selbitztalbahn

Im Jahr 1974 liest man in der Münchberg-Helmbrechtser-Zeitung erstmals von Stilllegungsplänen der Strecke Helmbrechts - Schauenstein - Selbitz. Am 10. März 1976 gibt die Frankenpost die Einstellung des Personenverkehrs zum 30. Mai 1976 bekannt. Als Grund werden die Stark zurückgegangenen Fahrgastzahlen genannt. Sehr stichhaltig ist dieses Argument jedoch nicht: Wurden in den 13 werktäglich Personenzügen immerhin durchschnittlich 37 Fahrgäste gezählt. Vielmehr waren es im Jahr 1956 bei noch durchschnittlich 548 Fahrgäste täglich auch nicht. Der Güterverkehr sollte jedoch nach Schauenstein bis zum 31. Dezember 1978 aufrechterhalten werden. Am 29. Mai 1976 fuhr der allerletzte Personenzug auf dem Streckenabschnitt Schauenstein - Selbitz. Fast ein Jahr lang tat sich, bis im April 1977 ein Bautrupp die Zwangsschienen ausbaute. Im Juni `77 war es dann soweit: ein Abbauzug mit Gleisjochkran begann von Schauenstein aus mit dem Rückbau der Gleise. Innerhalb von 4 Wochen verschwand der 4,5 km lange Schienenstrang aus der Landschaft. Im Oktober 1986 ließ die DB die noch vorhandenen Brücken sprengen. Mitte Oktober fiel die Brücke über das Rothenbachtal, eine Woche später die Brücke über den Mühlgraben der Spitzhacke zum Opfer. Hunderte Bohrlöcher und 35 kg Dynamit waren hierzu erforderlich. Die alte Trasse wurde sehr schnell weggebaggert, zugunsten der Äcker. Heute ist vom alten Trassenverlauf nicht mehr viel zu erkennen; lediglich der 113 m lange Weidesgrüner Tunnel existiert noch. Das Reststück Helmbrechts - Schauenstein fristete ein Schattendasein. Bei Bedarf wurden Güterwagen nach Schauenstein gebracht. Durchschnittlich 2 bis 3 mal in der Woche verirrte sich eine Übergabe auf die ehemalige "Obere Selbitztalbahn". Die Strecke sollte am 31. Dezember 1986 stillgelegt werden, doch auf politischen Druck hin entschloss sich die Bundesbahn zu einer Gnadenfrist bis zum 31. März 1987. Als ,,Rangierfahrt auf stillgelegtem Gleis" konnte Schauenstein noch bedient werden. Jedoch 9 Jahre nach dem angekündigten Stilllegungstermin am 31. Dezember 1978 ist nach 63 Betriebsjahren das ,,Aus" für das restliche Teilstück gekommen.

6. Die Bahngebäude

Mit dem Bau der Lokalbahn wurden natürlich auch Gebäude für die Unterbringung der Lokomotiven, Schalter- und Güterabfertigungen notwendig. Sie kosteten damals 97.865,00 und umfassten 1.400 m³ umbauten Raums. Die ,,Gebäude Grundausstattung" des Jahres 1887 umfasste:

Station Wüstenselbitz

Station Helmbrechts

Diese Gebäude waren 1977 alle noch vorhanden, dann wurde zuerst der Lokschuppen in Helmbrechts abgerissen. 1984 waren die beiden Gebäude von Wüstenselbitz ,,dran" und im Herbst 1986 fiel der alte Bahnhof in Helmbrechts dem Abrissbagger zum Opfer. Mit dem Bau der Selbitzer Strecke kam 1924 der Bahnhof Schauenstein mit Güterschuppenanbau in massiver Granitbauweise dazu. Die Haltestellen Volkmannsgrün und Weidesgrün erhielten hölzerne Unterstellhäuschen, die sich bis 1977 halten konnten. Probleme bereitete das neue Helmbrechtser Empfangsgebäude, das wegen der Strecke nach Selbitz notwendig geworden war. Es gab lange Querelen über die Ausführung des Neubaus zwischen der Stadt Helmbrechts, dem Handelsgremium und der Betriebs- u. Bauinspektion der Bahn. Das Bezirksamt Münchberg schickte einen deutlichen Brief an die Betriebs- u. Bauinspektion in Hof. Im Frühjahr 1924 konnte der ,,neue" Bahnhof in Betrieb genommen werden. Damit verlor der alte Bahnhof seine bisherige Funktion und diente nun der Güterabfertigung und später als Wohnhaus. Im Herbst 1986 wurde das Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen. Ein Kuriosum bildete der im Februar 1956 errichtete Haltepunkt Helmbrechts-Freibad. Dieser wurde nur zur Badesaison von bestimmten Zügen bedient und bestand nur aus einem angeschütteten Bahnsteig mit Haltepunkttafel und Fahrplan, ein Unterstellhäuschen dürfte er nie besessen haben. Die Ausrüstung der Bahnhöfe Schauenstein und Wüstenselbitz mit Signalen machte in den 30er Jahren den Anbau von Gebäuden für die Unterbringung von Stellwerksanlagen in beiden Bahnhöfen nötig. Das heute als Lager benutzte Stellwerksgebäude in Helmbrechts entstand erst 1953.

7. Die Eisenbahnwagen

64 295 des DDM auf der Ausstellung 100 Jahre Lokalbahn 1987 in Helmbrechts Zur Zeit der Eröffnung gab es auf der Helmbrechtser Bahn keine festen Garnituren. Auf den Nebenbahnen wurden alte Hauptbahnwagen eingesetzt, die wegen ihres hohen Gewichtes die wenig leistungsstarken Lokomotiven überforderten. Man beschaffte deshalb ,,Personenwagen leichterer Bauart", die sich einige Jahre in Helmbrechts gehalten haben dürften. Die Lokalbahnwagen, die sich hinter der Bauartbezeichnung ,,CL" verbergen, kamen erst später auf die Schienen; es waren dies:

Diese beiden Wagen bildeten jahrzehntelang die Stammgarnitur und dürften noch bis in die 60er Jahre im Einsatz gewesen sein. Zum bayerischen Lokalbahnzug gehörten auch ein Post- und Gepäckwagen. Spezielle Güterwagen gab es nicht, nur der ,,GwL" (Gedeckter Güterwagen mit weniger als 15 t Ladegewicht für Lokalbahnen) wurde für die Beförderung des Expressgutes usw. beschafft. Keine große Verbreitung fanden offensichtlich die Personenwagen der Einheitsbauart, die unter dem Spitznamen ,,Donnerbüchse" bekannt geworden sind. In den 60er Jahren kamen dann als letzte Reisezugwagenbauart die 3-achsigen Umbauwagen der Gattung B3yg zum Einsatz. Diese entstanden ab 1954 aus alten 3-achsigen preußischen Abteilwagen. Sie wurden zerlegt und die alten Aufbauten verschrottet. Danach wurde auf dem noch brauchbaren Fahrgestell ein neuer, geschweißter Wagenkasten mit 62 Sitzplätzen aufgesetzt. Je zwei solcher Wagen wurden zu einem Pärchen zusammengekuppelt. Eine Garnitur aus vier solchen Wagen war bis 1975 im Schülerverkehr zwischen Münchberg und Selbitz unterwegs. Bis 1973 war sogar ein Reichsbahn-Packwagen dabei. Die Strecke von Münchberg nach Helmbrechts ist bis heute in Betrieb und kann, aufgrund der Wiedervereinigung und der Umwandlung der Deutschen Bundesbahn in die Deutsche Bahn AG durch die Kappung der Weichenverbindungen im Bahnhof Helmbrechts, leider nur noch mit Wendezügen befahren werden. Sie hat sehr viel von ihrer wirtschaftlichen Bedeutung verloren.

Marcus Rieß im Februar 1998

 


 

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Bilder vom Jubiläum...

Foto: Roland Fraas

Zum Jubiläum "100 Jahre Lokalbahn Münchberg-Helmbrechts" (6.-8. Juni 1987) wurden in Münchberg und Helmbrechts moderne und historische Fahrzeuge präsentiert. Die Ausstellungsfahrzeuge wurden mit den 211 200 und 211 257, sowie der V 80 002 "angeliefert". Direkt aus der PFA in Weiden kam der im Bild sichtbare InterRegio-Wagen (Vorserie noch ohne Übersetzfenster!), während die Silberlinge und der Gesellschaftswagen für den Pendelzug bestimmt waren. Im Filmwagen des VMN (Umbau B3y) wurden interessante Filme der Deutschen Bundesbahn gezeigt. Leider trifft man auf heutigen Bahnhofsfesten eher "Gaukler" und "Zauberer" statt informativer Lehrschauen!

Foto: Roland Fraas

In Helmbrechts wurde extra das alte Bahnhofsgelände durch die Mitglieder des MEC 01 wieder hergerichtet um die Fahrzeuge (D VII mit G 10, 64 295 mit MEC 01 Aie 29, Pwgs 41, sowie 2 x Bi, VT 98, Köf II, 211 mit Umbauwagen) aufzustellen. Bei der Ankunft im neuen Bahnhof hat 211 200 noch den Güterzug mit der Köf in den alten Bahnhof zu ziehen und die beiden MEC 01 Wagen für die 64er abzustellen.

Foto: Roland Fraas

Den zweiten Überführungszug bespannte die 211 257. Sie brachte einen G 10 und die 64 295 des DDM, sowie für Modellbahnanlagen einen MDy und einen B4y mit. Die beiden Bi sind für den Fotozug mit der 64er vorgesehen. Unser Bild entstand bei der Durchfahrt Hildbrandsgrün.

Foto: Roland Fraas

Um die Überführungszüge in die richtige Reihenfolge zu bringen waren umfangreiche Rangierbewegungen durchzuführen. Dabei ergaben sich interessante Motive: V 80 002 auf Gleis 2 und 211 200 auf Gleis 1 in Münchberg.

Foto: Roland Fraas

1987 war die Eisenbahnwelt in Münchberg noch in Ordnung. Gleis 4 konnte, wie in alten Zeiten, für die Züge aus Helmbrechts genutzt werden. Die Pendelgarnitur wurde extra eingesetzt, denn damals gab es noch eine Wochenendruhe auf "unserer" Lokalbahn. 211 257 und V 80 002 teilten sich die Arbeit. Auf Gleis 1 präsentierte sich die moderne Deutsche Bundesbahn: Es stand ein InterRegio-Wagen zur Besichtigung bereit, während im Filmwagen ständig Filme über die Bahn gezeigt wurden. Für Führerstandsmitfahrten stand auf Gleis 6 eine 260 (V 60 150) zur Verfügung. Als zweiter Pendelzug wurde eine zweiteilige 614-Garnitur in der neuen Lackierung minttürkis/weiß eingesetzt.

Foto: Roland Fraas

Kurz vor der Autobahnbrücke zieht die 211 200 ihre Fracht in Richtung Münchberg. Neben einigen regulären Güterwagen sind am Dienstag, 9. Juni 1987 auch die Münchberger Fahrzeuge dabei.

Foto: Roland Fraas

211 314 übernahm den Rücktransport der extra aus Bayerisch Eisenstein geholten Dampflok D VII. Die Schieneninfrastruktur des Bahnhofes ist noch vollständig, die Güterhalle wird noch bedient und im Hintergrund grüßt noch der Schornstein der "Aktien".

 

100 Jahre Jubiläum: Bilder - Roland Fraas, Text - Volker Seidel
Letzte Überarbeitung 21.04.2012
© Volker Seidel - MEC 01 Münchberg e.V.


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