Modelleisenbahnclub 01
Münchberger
Eisenbahnfreunde e.V.

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Die Geschichte der BSW-Gruppe V 100 Bw Hof und der V 100 1023

EINE TRADITIONSLOK FÜR HOF:

V 100 1023
und die BSW-Gruppe V 100 Bw Hof

Seit Jahren bemühten sich engagierte Eisenbahner und Eisenbahnfreunde um die Erhaltung eines betriebsfähigen Traditionsfahrzeuges im Betriebswerk Hof. Erste Pläne zum Verbleib eines VT 798 zerschlugen sich mit der Abgabe des vom Verkehrsmuseum Nürnberg ausgewählten Fahrzeuges nach Ulm. Damit dies sich nicht mit dem Ende der Baureihe V 100 wiederholt, ergriffen Anfang des Jahres 1996 erneut die Münchberger Eisenbahnfreunde die Initiative, das Interesse von aktiven und ehemaligen Eisenbahnern, Institutionen und Vereinen an der Erhaltung einer der letzten V 100 rechtzeitig auszuloten.
Die Folge war eine ganze Reihe von Besprechungen und Verhandlungen; es fanden sich auch immer mehr Eisenbahner - insbesondere auch geeignete Lokführer - die starkes Engagement zeigten und den Weg zur Gründung einer BSW-Freizeitgruppe beschritten. Die Gruppe wurde vom Bahn-Sozialwerk anerkannt. Überwiegend waren DB-Eisenbahner beteiligt, sie wurden unterstützt durch Hofer, Selb/Rehauer und Münchberger Eisenbahnfreunde.

V 100 1023 und 211 024-5 im Bw Hof - Foto: Volker Seidel

Nach 40 Jahren Einsatz von 1961 bis 2001 - davon 5 Jahre als betriebsfähige Museumslok - neigte sich in 2001 die aktive Zeit der V 100 1023 ihrem Ende entgegen. Die "BSW-Freizeitgruppe V 100 Bw Hof" nahm sich in vielen hundert ehrenamtlichen Arbeitsstunden der Maschine an und sorgte dafür, dass sie immer gepflegt in ihrem historischen Farbkleid die entsprechende Aufmerksamkeit erregte. Sogar ihre alten Beschriftungen im Bundesbahnzustand der sechziger Jahre erhielt sie zurück - ein Schmuckstück für zahlreiche erfolgreiche Sonderfahrten, die überwiegend mit den Münchberger Eisenbahnfreunden organisiert wurden.
Mehrere tausend Fahrgäste wurden über romantische Strecken zu attraktiven Zielen gebracht, so war die V 100 1023 unter anderem in Seiffen, in Pilsen, an Lahn- und Rheinstrecken sowie in Schwarzenberg und Rothenburg ob der Tauber zu sehen.

V 100 1023 und 211 024-5 in Seiffen - Foto: Roland Fraas

Leider musste am Samstag, 7. Juli 2001 Abschied genommen werden. Um 8:33 Uhr verliess der "Porzellan- und Bäderzug" den Hofer Hauptbahnhof zur letzten Tour mit der V 100 1023 nach Bad Steben. Für Eisenbahn- und Fotofreunde war Abwechslung geboten. Der Zug wurde aus zwei alten "Silberling"-Nahverkehrswagen und dem 60-Jahre alten historischen Packwagen des MEC 01 Münchberg gebildet; in Naila gab es einen Fotohalt und am Abend haben sich die Mitglieder der BSW-Gruppe V 100 Bw Hof mit einem Gruppenbild von ihrer "1023" verabschiedet!

Am 26. Oktober 2001 trat die V 100 1023 ihre vorerst letzte Reise, die mit Zustimmung der BSW-Gruppe V 100 Bw Hof durchgeführt wurde, an: An diesem Tag wurde sie von der 323 871-4 der EBG Münchberg (Betriebsführungs-GmbH des MEC 01 von 1993 bis 2005) nach Lichtenfels geschleppt und neben der E 44 119 nicht zugänglich im Museumsdepot des VMN hinterstellt. Geplant war, die V 100 dort regelmäßig zu pflegen, so dass bei geänderten Rahmenbedingungen eine Wiederinbetriebnahme als Traditionslok möglich blieb. Was anderswo möglich war, "durfte" am DB AG Standort Hof und im DB AG Regionalbereich Nürnberg scheinbar nicht sein. Der Einsatz mehrerer V 100.20 als DB-Museumsloks an anderen Standorten zeigt, dass es gegangen wäre, wenn man nur gedurft hätte...

Nach 154 Jahren ging dann im traditionsreichen Bahnbetriebswerk Hof eine Epoche zu Ende. Mit der Abstellung der 213 333-8 zum 1. Mai 2002 sind im Bw Hof (neu: Betriebshof Hof) keine Lokomotiven mehr beheimatet. Nach den 01er, den 798er und der 211 (V 100.10), verliess als letzte einer ganzen Diesellokgeneration die nur kurz in Hof beheimatete Steilstreckenversion der Baureihe V 100.20, die 213 333-8 das Bw Hof.

V 100 1023 mit EBG-Wagen in Neuenmarkt-W. - Foto: MEC 01 Münchberg

DAS ENDE VON V 100 1023: BEI BRAND IN NÜRNBERG ZERSTÖRT!

Am 17. Oktober 2005 brach im Depot des DB-Museums Nürnberg in Gostenhof (ex Bw Hbf) ein Brand aus, der den großen Ringlokschuppen vollständig einäscherte und mit ihm alle Exponate, die dort hinterstellt waren!
Ein Raub der Flammen wurden nicht nur der ADLER-Zug und zahlreiche Dampflok-Einzelstücke; viel schwerer wiegt die Tatsache, dass die einmalige Bundesbahn-Dieselloksammlung vollständig zerstört wurde: die komplett dokumentierte Entwicklungsgeschichte V 60 – V 80 – V 100 – V 200 ist Vergangenheit!
Voll getroffen hat es damit auch unsere BSW-Gruppe, da unser langjähriges Pflegekind 211 023 (V 100 1023) neben 212 023 und 212 330 als weitere Vertreter der Gattung V 100 irreparabel zerstört wurde. Die BSW-Gruppe V 100 Bw Hof hatte es sich zur Aufgabe gemacht, eine der letzten Hofer 211er zu erhalten. Trotz vieler Widerstände und Probleme gelang es, dass die 211 023 in das Erhaltungsprogramm des Verkehrsmuseums aufgenommen worden war, und in ihrer noch aktiven Zeit bei DB Regio wurden über fast ein Jahrzehnt hinweg mit dieser Lokomotive zahllose teils spektakuläre Sonderzüge gefahren, die sechsstellige Beträge in die Kassen der DB spülten. Trotz des Engagements der Hofer Gruppe gelang es nicht, die Lok nach Ablauf der Fristen weiter betriebsfähig am Standort Hof zu erhalten. Hauptproblem war dabei der Umbau des Werkes Hof zum Neigetechnikzentrum, dessen Systematik eine Abstellung der Lok unter Dach nicht mehr ermöglicht hätte. Auch die vorgesehene (und für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb erforderliche) Silberling-Garnitur hätte nach Aufgabe der Wagenunterhaltung in Hof nur Schwierigkeiten bereitet.
So überführten wir die Lok im Oktober 2001 in ihre zukünftige Museums-Heimat, das Depot des DB-Museums in Lichtenfels. Der Standort dort war fest vorgesehen und vereinbart worden; er hätte auch eine weitere museale Betreuung durch unsere Gruppe ermöglicht. Ohne unser Wissen wurde dann aber die Lok Anfang 2003 in das Depot in Nürnberg überstellt, um dort die Sammlung der Dieselloks zu ergänzen. Da wir dies prinzipiell für sinnvoll hielten (mehrere Schautage mit Präsentation oben genannter Dieselloksammlung zeigten auch den Reiz dieser Parade), haben wir leider nicht energisch genug die Rückkehr der Maschine nach Lichtenfels gefordert – ein unverzeihlicher Fehler, wie wir heute konstatieren müssen.
Umgehend nach dem verheerenden Geschehen in Gostenhof hatten wir dem DB- Museum unsere Unterstützung angeboten, um nochmals das Ziel der Erhaltung einer 211 anzugehen – noch gibt es ja außerhalb des DB-Konzerns einige sogar betriebsfähige Exemplare der V 100.10! Allerdings ist hierzu keinerlei Reaktion erfolgt, so dass sich tatsächlich die Frage nach der weiteren Existenzberechtigung der BSW-Gruppe V 100 Bw Hof stellte. Auch der ursprüngliche Auftrag, nach Ausscheiden des designierten Museums-VT 614 005 aus dem Regelverkehr diesen am Standort Hof als Traditionsfahrzeug weiterzubetreuen, ist bislang seitens DB Regio bzw. DB-Museum in keinerlei Form schriftlich festgehalten. Die Betreuung der "Ferkeltaxen" der Reihe 772 in Hof sollte ja nur eine Übergangslösung bis zur Übernahme des 614 sein. Warum diese nicht im angedachten Umfang zum Rollen kamen, darüber allein könnte man ein ganzes Buch füllen – ein weiteres Buch wäre nötig, die Bemühungen um einen VT 634 als "Keimzelle" der Neigetechnik für Hof zu schildern und die haarsträubenden Begründungen von DB-Fachleuten, warum dies nicht geht.
Somit wird jetzt jedem klar geworden sein warum sich die BSW-Gruppe V 100 Bw Hof nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Arbeit aufgrund "Wegfall der Geschäftsgrundlage" – Erhaltung der V 100 1023 – im Laufe des Jahres 2006 auflöste. Da die langjährige Arbeit aber dennoch als positiv zu sehen ist, weil es gelang, zahllosen Menschen schöne Bahnfahrten zu bieten und dabei das Verkehrsmittel Eisenbahn näherzubringen, wollen wir auch von "unserer" V 100 1023 nicht mit einem Bild im ausgeglühten Zustand Abschied nehmen sondern so, wie sie sich anlässlich ihrer "letzten" Fahrt unter Regie der BSW-Gruppe V 100 von Hof verabschiedet hat.

Wir hatten immer viel Spaß mit dir – Leb wohl V 100 1023...

Jürgen Goller, Michael Ziegler, Volker Seidel und Roland Fraas (Foto) schleppten am 26. Oktober 2001 mit der 323 871-4 der EBG Münchberg die V 100 1023 nach Lichtenfels.
Jürgen Goller, Michael Ziegler, Volker Seidel und Roland Fraas (Foto) schleppten am
26.10.2001 mit der 323 871-4 der EBG Münchberg die V 100 1023 nach Lichtenfels.

 

Letzte Überarbeitung: 05.02.2012
Texte: Volker Seidel, Roland Fraas
Bilder: Roland Fraas, Volker Seidel
© Volker Seidel, MEC 01 Münchberg e.V.

 

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Beschreibung der Baureihen V 100.10 (211) und V 100.20 (212/213)

 


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